Notizblog

Notizen

08.11.23: Deutschland wird die digitale Transformation nicht schaffen. Das ist mir bewusst, seit ich in Estland gewesen bin. Diese Erkenntnis tut weh. Aber ich bin nicht allein. Balsam auf meine gefaxte Seele ist der Kommentar von Martin Gerhard Loschwitz bei heise. Lesen und verstehen: https://www.heise.de/meinung/Kommentar-Die-analoge-Verwaltung-als-tickende-Zeitbombe-9356396.html 

08.10.2023: Wähle Deine Worte weise... sonst kann aus einer irgendwie unklar formulierten Zusage plötzlich eine undeutlich zu verstehende Absage herausinterpretiert werden. So geschehen bei einem Schreiben des Kieler Innenministeriums. Damit sollte den frisch ausgebildeten Polizistinnen und Polizisten mitgeteilt werden, dass Berufseinstieg etwas später beginnt. Dumm nur, dass der Brief kaum zu verstehen gewesen ist, wie taz berichtet. (https://taz.de/Wenn-eine-Zusage-wie-ein-Rauswurf-klingt/!5960522/)

18.07.2023: Im vergangenen Jahr ging es in Deutschland abwärts: Mit dem Interesse an Nachrichten. Mit der Häufigkeit, Nachrichten zu hören, zu gucken oder zu lesen. Und mit dem Vertrauen in Nachrichten. Für mich wenig überraschend, gingen auch die Verkaufszahlen gedruckter Produkte weiter zurück. Die gute Nachricht: öffentlich-rechtlicher Rundfunk steht bei den meisten Menschen in Deutschland hoch im Kurs. Das alles, und noch viel mehr, steht im Reuters Digital News Report 2023 für Deutschland. (https://reutersinstitute.politics.ox.ac.uk/digital-news-report/2023/germany)

06.03.2023: Ja, immer wieder Estland. Das viel zitierte Musterland der Digitalisierung hatte Anfang der 1990er Jahre einen großen Vorteil gegenüber Ländern wie Deutschland. Durch den politischen Umbruch konnte die Verwaltung des kleinen baltischen Staates quasi bei Null neu aufgesetzt werden: digital. Dieser Vorsprung führt jetzt offenbar zu einem Luxusproblem. Die Infrastruktur kommt langsam in die Jahre.  (https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/estland-digitalisierung-103.html)

24.01.2023: "Die Immobilienbesitzer sind gewissermaßen die Angeketteten einer Strafexpedition, die ausgezogen sind, die Digitalisierung des Landes auf den Weg zu bringen." Das schreibt Harry Nutt bei Cicero und - recht hat er. Der eigentliche Skandal ist gar nicht die Erhebung der Daten für eine Reform der Grundsteuer. "Skandalös ist vielmehr, dass er bereits über die Daten verfügt, diese aber nicht sinnvoll und verlässlich zusammenführen kann."  (https://www.cicero.de/innenpolitik/digitalisierung-grundsteuer-reform-behoerden-bodenrichtwert-nutt)

23.01.2023: ChatGPT ist ein faszinierendes Thema. Besonders an Schulen und Universitäten fürchten Lehrkräfte die Möglichkeiten dieser künstlichen Intelligenz. Am Mack Institute for Innovation Management der Wharton University of Pennsylvania hat dessen Vize-Direktor Christian Terwiesch untersucht, ob ChatGPT einen Studienabschluss schaffen würde. (https://mackinstitute.wharton.upenn.edu/2023/would-chat-gpt3-get-a-wharton-mba-new-white-paper-by-christian-terwiesch/)

22.01.2023: Einen digitalen Wimpernschlag nach der Meldung, dass CNET einzelne Beiträge automatisch erzeugen und von Menschen nur noch redaktionell überprüfen lässt, schon rudert CNET offenbar wieder zurück. Am 20. Januar seien die Mitarbeitenden informiert worden, dass die künstliche Produktion von Inhalten vorerst pausiert wird. Dabei wurde den Mitarbeitenden auch erstmals erläutert, wie die Software funktioniert: "The AI, which is as of yet unnamed, is a proprietary tool built by Red Ventures, according to Davis (Lance Davis, Red Ventures’ vice president of content). AI editors are able to choose domains and domain-level sections from which to pull data from and generate stories; editors can also use a combination of AI-generated text and their own writing or reporting." (https://www.theverge.com/2023/1/20/23564311/cnet-pausing-ai-articles-bot-red-ventures

20.01.2023: Ob es sich um wahre Intelligenz handelt, muss sich noch zeigen. Künstlich sind sie allemal, die von KI erzeugten Texte. Viel wird derzeit über ChatGPT diskutiert und wie mit den automatisch verfassten Textblöcken umgegangen werden soll. Das Fachportal CNET ist bereits einen Schritt weiter und lässt offenbar seit 2022 vereinzelte Beiträge künstlich erzeugen. Anschließend soll noch ein Redakteur oder eine Redakteurin den Text prüfen, bevor er veröffentlicht wird. Heißt es... (https://www.notebookcheck.com/KI-verfasst-Artikel-fuer-grosse-Medienwebsite-seit-Monaten-unbemerkt.680983.0.html)

Selbst ohne redaktionelle Handgriffe ist dieser Text von ChatGPT bereits bestechend pragmatisch formuliert worden (aufklicken)

21.11.2022: Ein gutes Beispiel, wie wertvoll eine professionelle Kommunikation sein kann. So werden Ghostwriter für Profile auf LinkedIn offenbar immer gefragter – und immer teurer. Julia-Eva Seifert berichtet über Honorare von bis zu 700 Euro - pro Stunde. Sie schreibt: Fast alle Vorstände in Deutschland setzen für LinkedIn auf externe Hilfe. (https://omr.com/de/daily/linkedin-ghostwriter/)

04.11.2022: Die Moderation von Kommentaren im Internet verfolgt mich bereits seit mehr als 20 Jahren. Deshalb gleich mein bester Tipp für Nachrichtenseiten:  keine Kommentare zulassen. Niemand ist verpflichtet, Kommentare zuzulassen. Deren Moderation führt nämlich in den Wahnsinn, wie Mike Masnick bei Techdirt in 20 Schritten sehr deutlich macht. (https://www.techdirt.com/2022/11/02/hey-elon-let-me-help-you-speed-run-the-content-moderation-learning-curve/)

03.10.2022: Wer ein Puzzle auf den Boden wirft, hat zwar viele Puzzlestücke. Doch sie passen damit längst noch nicht zusammen. Der Haufen ist zwar irgendwie bunt, ergibt aber längst noch nicht ein einheitliches Bild. So verhält es sich auch mit der Digitalisierung der Verwaltung in Deutschland. Hier und da und dort werden mehr oder weniger einfache Verwaltungsschritte irgendwie digitalisiert, moniert Bianca Kastl in ihrer Kolumne bei netzpolitik.org. An eine digitale Transformation ist dabei leider noch gar nicht zu denken. (Was die digitale Welt im Innersten zusammenhält, 13.09.2022)

 Es ist  Die Perfektion digitaler Werbung kommt derzeit aus Südkorea. Nahezu perfekt anmutende Influencerinnen preisen sich und für Geld auch Produkte an. Für tausende Likes von noch viel mehr Fans auf der ganzen Welt. Wer nicht genau hinsieht, oder nicht genau hinsehen möchte, wird von durchweg makellosen jungen Frauen unterhalten. Bezeichnend, dass dieser Beitrag bei CNN im Style-Ressort veröffentlicht worden ist. (CNN Style, Forever young, beautiful and scandal-free: The rise of South Korea's virtual influencers, 31.07.2022)

07.08.2022: Die Perfektion digitaler Werbung kommt derzeit aus Südkorea. Nahezu perfekt anmutende Influencerinnen preisen sich und für Geld auch Produkte an. Für tausende Likes von noch viel mehr Fans auf der ganzen Welt. Wer nicht genau hinsieht, oder nicht genau hinsehen möchte, wird von durchweg makellosen jungen Frauen unterhalten. Bezeichnend, dass dieser Beitrag bei CNN im Style-Ressort veröffentlicht worden ist. (CNN Style, Forever young, beautiful and scandal-free: The rise of South Korea's virtual influencers, 31.07.2022)

24.07.2022: Mit der Digitalisierung in Deutschland ist es leider nicht weit her. Von einer digitalen Transformation ganz zu schweigen. Symptomatisch für das Chaos steht für mich der Juli 2022, als die Besitzerinnen und Besitzer von Grund und Boden in Deutschland für die Grundsteuerreform pflichtbewusst ihre Daten in der elektronischen Steuererklärung ELSTER eingeben wollten und selbige ELSTER völlig überlastet abstürzte. Dabei sind Daten wie Bodenrichtwert, Fläche und Flurnummer irgendwo irgendwie vorhanden. Sie hätten also auch elektronisch im Hintergrund zusammengeführt werden können. Dass diese Aufgabe an die Bürgerinnen und Bürger delegiert worden ist, lässt Schlimmes erahnen. Und ist doch nur ein Zeichen, wie schlecht um die Digitalisierung der deutschen Amtsstuben bestellt ist.
Selbst die groß angekündigte Digitalstrategie der neuen Bundesregierung ist nicht rechtzeitig vor der Sommerpause fertig geworden. "Statt wie ursprünglich geplant, war die Digitalstrategie auch nicht mehr vor der Sommerpause im Kabinett, sondern soll nun auf einer Kabinettsklausur Ende August verabschiedet werden." (Tagesschau, 24.07.2022)

15.06.2022: Das Interesse an Nachrichten geht in der deutschen Bevölkerung zurück. 57 Prozent der Befragten gaben an, dass sie "sehr oder überaus an Nachrichten interessiert" sind. Das sind 10 Prozentpunkte weniger als 2021. Besonders deutlich ist der Rückgang bei den 18- bis 24-Jährigen, von denen sich nur 31 Prozent für Nachrichten interessieren, ein Rückgang um 19 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Befragt wurden im Internet rund 2.000 Erwachsene in Deutschland, allerdings zum Jahresbeginn und damit noch vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Hoffnungsvoll: Im internationalen Vergleich gehört Deutschland zu den Ländern mit dem höchsten Vertrauen in Nachrichten.  (Reuters Institute Digital News Report 2022, Daten aus Deutschland)

13.06.2022: Die Zukunft des Internets braucht keine Blockchains oder Token. Stattdessen sollte der Staat mehr Verantwortung übernehmen und den sozialen Raum des Internets schützen, sagt der Web3-Kritiker Jürgen Geuter. Als Informatiker sieht er es als seine Pflicht, vor Krypto und NFT zu warnen. (t3n.de)

09.06.2022: Letztlich besteht das gesamte Internet dank Binärcode nur aus 0 und 1, an oder aus. Gefällt mir, Herzchen, Like, Daumen rauf... das ist die schnelle, digitale Rhetorik des Jetzt. Norbert Schneider sinniert im Tagesspiegel über "Tabubruch, Gegensatz, klares Ja oder Nein: Sprache und Medien müssen in Zeiten eines nahen Krieges mehr wollen als Aufmerksamkeits-Optimierer." (Wenn der Nebensatz verschwindet)

28.02.2022: Zeitungen stecken in einem Dilemma. Ihre Buchhaltung ist auf Abos spezialisiert, also verkaufen sie auch im Internet vorwiegend Abos. Der buchhalterische Aufwand für einen Einzelverkauf wäre das Geld kaum wert. Doch schafft gerade die Digitalisierung jede Menge singuläre Inhalte, die vielleicht noch zu einem Thema passen, aber selten alle aus einer Quelle stammen. Ein gutes Beispiel: Google News.

Befinden sich nun aber alle redaktionellen Inhalte jeweils in einem Digitalabo, dann müssten Interessierte monatlich locker einige hundert Euro zahlen, um weiter informiert zu bleiben. Dieses Szenario ist lediglich in einem beruflichen Kontext realistisch, für durchschnittliche Haushalte oder gar Einzelpersonen jedoch nicht zu finanzieren. Sie konzentrieren sich verständlicherweise vorwiegend auf kostenfrei verfügbare Inhalte.

Noch härter trifft es Medienhäuser, wenn sie junge Leserinnen und Leser für sich gewinnen möchten. Da mag die Markenmacht einer Tagesschau vielleicht noch greifen, für eine Märkische Allgemeine hingegen wird es richtig schwer. Nicht nur gehen die meisten Themen am realen Leben der Jugendlichen vorbei. Die wöchentliche Kinderseite hilft da auch nicht wirklich weiter. Außerdem können und wollen sich Jugendliche in der Regel kein Abo einer regionalen Tageszeitung leisten, egal ob gedruckt oder digital.

Inspiration für mögliche Lösungen liefert dieser Beitrag in PressGazette (engl.).

10.01.2022: Immer wieder lesenswert, auch wenn der Fokus vor allem auf die USA und Großbritannien gelegt werden. Was tut sich bei Journalismus, Medien und Technik im Jahr 2022? Das Reuters Institute und die University of Oxford blickt in die Glaskugel mit den Journalism, media, and technology trends and predictions 2022.

27.11.2021: Geht es um die Digitalisierung in Deutschland, dann fällt uns unsere Gründlichkeit offenbar gehörig auf die Füße. Wir sind bei der Transformation zu langsam und zu teuer, kritisieren ausländische Investoren in einer Umfrage von KPMG. Nur 13 Prozent Deutschland bei der digitalen Infrastruktur unter den Top 5 in der EU. Immerhin: Vorzüge habe Deutschland bei hoher Lebensqualität, politischer Stabilität und öffentlicher Sicherheit. Gedanken von Dr. Holger Schmidt über Deutschlands digitalen Standort-Nachteil.

16.08.2021: Die Digitalisierung der Verwaltung... ist alles andere als einfach. Schließlich sollten Prozesse nicht nur digitalisiert, sondern gleich neu digital aufgebaut werden. Im laufenden Betrieb. Mit sämtlichem Bestand aller alten, analogen Daten gleich dazu. Sowas geht nur schnell und gut in einem Staat wie Estland. Dort hat die politische Wende in den 1990er Jahren in der Verwaltung ein Reset ermöglicht und die neue, junge Regierung diese Chance erkannt und ergriffen. Das Ergebnis gefällt mir richtig gut: e-estonia. Dreh- und Angelpunkt ist immer wieder eine rasche und weitreichende Einführung der E-Akte für eine einheitliche Datenerfassung und -ablage. 

Lesenswert ist dazu bei T-Online der Gastbeitrag vom Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther (Diese fünf Dinge braucht es, damit unsere Verwaltung digitaler wird) und der Beitrag Behördenchefs fordern mehr Tempo bei Etablierung der E-Akte im Handelsblatt.

16.07.2021: Gut schreiben wird gut, wenn zumindest eine der folgenden Eigenschaften berücksichtigt werden: Der Text sollte einfach, besonders, überraschend, mitreißend, verführerisch, intelligent, sozial oder auf einer guten Anekdote basieren. Darüber berichtet der Harvard Business Review in The Science of Strong Business Writing.